Spanien zählt heute zu den bedeutendsten Weinnationen weltweit. Auf der iberischen Halbinsel gedeihen die edlen Reben bereits seit mehr als 3000 Jahren. Die Weinbautradition reicht bis in die Zeit der Phönizier zurück, die die ersten Rebstöcke auf die Halbinsel brachten. Von den sonnenverwöhnten Hängen La Riojas bis zu den küstennahen Lagen Kataloniens erstrecken sich die unterschiedlichen Weinbauregionen des Landes. Jedes Anbaugebiet überzeugt dabei durch seine charakteristischen Besonderheiten: Ein einzigartiges Zusammenspiel aus Klima, Boden und traditionellen Herstellungsmethoden prägt den individuellen Charakter der spanischen Weine. Die vielfältige Weinlandschaft umfasst sowohl jahrhundertealte Familienweingüter als auch moderne Großkellereien. Sie produzieren ein breites Spektrum an Weinen – von kraftvollen Rotweinen über elegante Schaumweine hin zu den weltweit einzigartigen Sherries.
La Rioja – Traditionelles Weinanbaugebiet im Norden
Die Region La Rioja verdankt ihren herausragenden Ruf für exzellente Weine einem perfekten Zusammenspiel natürlicher Faktoren. Die Sierra de Cantabria, eine Bergkette im Norden Spaniens, schützt die Weinberge vor rauen atlantischen Wetterbedingungen und schafft ein ideales Mikroklima für den Weinbau. Der kalkhaltige, nährstoffarme Boden verleiht den Weinen ihre besondere Note. Diese kargen Wachstumsbedingungen zwingen die Rebwurzeln, tief in den Boden einzudringen, was zu einer intensiven Mineralität und Komplexität der Weine führt.
Die Tempranillo-Traube, die wichtigste Rebsorte der Region, entwickelt in diesem Terroir ihr volles Potenzial. Ihre dicke Beerenhaut und die optimale Reifung ermöglichen die Erzeugung langlebiger Rotweine. Nach der sorgfältigen Lese werden die Trauben schonend gepresst und der Most in traditionellen Eichenfässern ausgebaut. Die Gran Reserva Weine der Region zeichnen sich durch ihre außergewöhnliche Lagerfähigkeit und geschmackliche Tiefe aus. Während der mehrjährigen Reifung in Eichenfässern entwickeln sie ihre charakteristischen Aromen von reifen Früchten, Vanille und feinen Gewürznoten.
Penedès – Die Cava-Region Kataloniens
Die Weinbauregion Penedès durchlief im 19. Jahrhundert einen drastischen Wandel. Als die Reblaus-Epidemie die europäischen Weinberge verwüstete, stellten die katalanischen Winzer ihre Produktion von klassischen Weinen und Likören auf Schaumwein um. Diese Neuausrichtung prägt bis heute den Charakter der Region. In Penedès entstehen die berühmten spanischen Cavas – hochwertige Schaumweine, die nach der traditionellen Methode der Flaschengärung hergestellt werden. Der Name „Cava“ stammt vom katalanischen Wort für Weinkeller und verweist auf die bedeutende Rolle der unterirdischen Lagerstätten im Produktionsprozess.
Die konstant kühlen Temperaturen in den historischen Kellergewölben bieten optimale Bedingungen für die zweite Gärung des Grundweins. Dabei entstehen die feinen Perlen, die für Cava charakteristisch sind. Mehr als 80 Erzeuger haben sich in der Region angesiedelt, darunter das renommierte Familienunternehmen Freixenet, das zu den weltgrößten Schaumweinproduzenten zählt. Die Basis für die Cavas bildet eine sorgfältig ausgewählte Mischung lokaler Rebsorten. Diese autochthonen Trauben verleihen den Schaumweinen ihre unverwechselbare mediterrane Note und spiegeln die jahrhundertealte Weinbautradition der Region wider.
Das Sherry-Dreieck bei Jerez de la Frontera
Im Süden Spaniens, rund um Jerez de la Frontera, liegt eines der faszinierendsten Weinanbaugebiete der Welt. Das berühmte Sherry-Dreieck verdankt seinen Erfolg dem einzigartigen Zusammenspiel von Boden und Klima. Der kalkhaltige Untergrund speichert in tieferen Schichten ausreichend Wasser, sodass die Reben auch in den heißen Sommermonaten optimal versorgt sind. Die Besonderheit des Sherrys liegt in seinem doppelten Terroir – ein Konzept, das die Weinherstellung hier von anderen Regionen unterscheidet. Dabei spielen sowohl die Eigenschaften des Weinbergs als auch das spezifische Mikroklima der Weinkellerei eine entscheidende Rolle für den Charakter des Weins.
Sherry ist ein aufgespriteter Wein – ein traditioneller Weintyp, bei dem während der Herstellung Weinbrand zugegeben wird. Dieser Prozess, auch Fortifikation genannt, verleiht dem Wein nicht nur seinen charakteristisch höheren Alkoholgehalt, sondern ermöglicht auch die typische Reifung im Solera-System. Die Palette der Sherry-Weine reicht von knochentrocken bis üppig süß. Die verschiedenen Stile unterscheiden sich deutlich in Farbe und Geschmack: von strohgelben, trockenen Finos über bernsteinfarbene Amontillados hin zu den tiefbraunen, süßen Pedro Ximénez. Jede Variante spiegelt dabei die jahrhundertealte Expertise der Region wider.
Fazit
Spaniens Weinbaugebiete zeigen eine beeindruckende Vielfalt – von den geschützten Lagen La Riojas über die schaumweinprägende Region Penedès bis zum charakterstarken Sherry-Dreieck. Jedes dieser Gebiete hat seine eigene Geschichte geschrieben und einzigartige Weinspezialitäten hervorgebracht. Die regionalen Besonderheiten des Terroirs – das Zusammenspiel von Boden, Klima und Topografie – prägen nicht nur den Charakter der Weine, sondern auch die Arbeitsweisen der Winzer. Sie haben über Generationen hinweg ihre Methoden perfektioniert und an die jeweiligen Bedingungen angepasst. Die spanische Weinkultur verbindet erfolgreich Tradition mit Innovation. Während alteingesessene Familienbetriebe das überlieferte Wissen bewahren, setzen moderne Weingüter neue Impulse. Diese Kombination macht spanische Weine zu gefragten Spezialitäten auf dem internationalen Weinmarkt.
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